Wahre Geschichten aus Sham (1) Kaum angekommen traf ich auf - TopicsExpress



          

Wahre Geschichten aus Sham (1) Kaum angekommen traf ich auf hunderte Brüder. Tagelang verharrte ich dort, um zu warten, wie es weitergeht. Brüder gingen, Brüder kamen. Es gab viel zu tun. Brüder aus allen Herren Länder. Vom 15-jährigen bis zum Greisenalter. Alle ein Lächeln im Gesicht. Sie waren barmherzig zueinander. Mit manchen konnte man aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse noch nicht einmal kommunizieren, aber man musste sie trotzdem lieben. Mit Gesten verständigte man sich teils besser als mit Menschen gleicher Herkunft. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass Islam wirklich gelebt wird. Kein Heucheln, kein Scheinmitleid. Manche Brüder lernte ich nur für wenige Stunden kennen, aber schloss sie in mein Herz als ob ich sie ein Leben lang gekannt hätte. Sie mussten weiter. Ich weiß nicht, ob ich sie jemals wiedersehen werde. Aber ich vermisse sie. Tränen standen mir beim Abschied in den Augen. Aber wir alle wussten: Wir werden uns spätestens im Paradies wiedersehen inshaAllah. Ein Bruder stach unter den Hunderten hervor - Adnan, Syrer, kaum 20 Jahre alt. Er humpelte und ich bemerkte, dass er linksseitig gelähmt war. Sein Bartwuchs hatte noch nicht einmal begonnen. Ich schämte mich ihn anzusprechen. Ich wusste nicht damit umzugehen. Sollte ich Mitleid zeigen? Doch während ich da saß und das Treiben beobachtete, setzte er sich neben mich und fing gleich ein Gespräch an. Wir stellten uns vor und ich fragte ihn was passiert sei. Eine Mörsergranate explodierte direkt neben ihn. Ein Splitter drang ihn seinem Kopf ein und beschädigte Teile seines Hirns. Nun bemerkte ich dass rechts an seinem Kopf die Schädeldecke entfernt wurde und er dadurch eine Einbuchtung hatte. Was ließ diesen Bruder noch hier rumlaufen? Er hatte sein Pflicht getan. Seine Antwort war wie ein Messerstich. Er wollte die Anwesenheit seiner Brüder nicht missen, sie motivieren und hoffte auf Shahada. Als ich ihm beantwortete, woher ich kam, sagte er nur vom ganzen Herzen: Jazakallahu khairan, dass du an uns gedacht hast und hergekommen bist. Ich schämte mich und wusste aber auch gleichzeitig: Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Posted on: Wed, 30 Oct 2013 11:49:13 +0000

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