Zum Israelsonntag durfte ich mir Gedanken über die Begegnung Jesu - TopicsExpress



          

Zum Israelsonntag durfte ich mir Gedanken über die Begegnung Jesu mit der Samaritanerin machen: Das Heil kommt von den Juden! „Zu gewissen Stunden ist das Land schwarz vor lauter Sonne.“ Das hat der Philosoph Albert Camus (1913-1960) notiert. Schwarz in der Fülle des Lichtes, die es fast unmöglich macht, etwas zu unterscheiden. Mittagszeit. Die Sonne steht ganz weit oben und strahlt erbarmungslos, kaum Schatten... Um diese Tageszeit kam Jesus zum Brunnen Jakobs: Durst, Sehnsucht nach Ruhe und Schatten. Doch am Brunnen saß eine Frau, keine Jüdin - „eine samaritanische Frau“, bezeichnet sie sich selbst: eine Fremde, Ausländerin. Doch Jesus lässt nicht den Eimer in die Tiefe gleiten, um Wasser zu schöpfen. Nein, er verwickelt die Frau am Brunnen in ein gespräch: eine Frau, eine Ausländerin, eine Unreine – mit so jemand sprachen jüdische Männer zu dieser Zeit kaum. Und es bleib nicht beim oberflächlichen Small-Talk. Nein – ein philosophisch, ein existentielles Gespräch in der Mittagshitze, in der nicht nur das Sehen wegen der Fülle des Lichts so schwer ist, sondern auch das Denken. Ein Gespräch über den Wert des Wassers aus dem Brunnen und dem Wasser des Lebens, über die Männer der Frau: „Fünf Männer hast du gehabt …“ und über das Heil. Da sagt Jesu der Samaritanerin deutlich: „Das Heil kommt von den Juden.“ Daran erinnern Christen am 10. Sonntag nach Trinitatis – mitten in der heißen Sommerszeit: „Zu gewissen Stunden ist das Land schwarz vor lauter Sonne.“ Die Juden: ihr Tempel wurde wenige Jahre nach dem Gespräch zwischen Jesus und der Frau zerstört, in alle Welt wurden die Juden zerstreut... an ihren neuen Lebensorten bildeten sie eine eigene Gemeinschaft: angefeindet von denen, die sich für etwas besseres hielten, verfolgt von allen, die in ihren Gedanken das Heil schon gepachtet hatten und Jahrhunderte später systematisch ausgerottet: „Das Heil kommt von den Juden“. Ja, dann wurde sogar geleugnet, dass Jesus ein Jude war – und Paulus, der noch wusste und aufgeschrieben hat, dass all die Heidenchristen „eingepfropft worden sind und Teil bekommen haben an der Wurzel und dem Saft“. Menschen zweiter Klasse sollten die sein, von denen Jesus sagt, dass das Heil von ihnen kommt. Der Nicht-Jüdin hat Jesus an dem Brunnen Jakobs gesagt. Viele Christen in späteren Jahrhunderten haben es vergessen: und es ist gut, dass wir uns am 10. Sonntag nach Trinitatis, mitten in der heißen Sommerszeit erinnern, dass Christen Schuld auf sich geladen haben, Schuld gegenüber denen, die Gottes auserwähltes Volk waren, sind und bleiben. Christof Vetter, Pastor
Posted on: Sun, 04 Aug 2013 09:52:14 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015