am 22.08.1920 wurde wolfdietrich schnurre geboren in frankfurt - TopicsExpress



          

am 22.08.1920 wurde wolfdietrich schnurre geboren in frankfurt a.m.....gestorben noch vor dem fall der mauer 19.6.1989 . In Berlin, der Stadt seines Lebens, verbrachte er den größten Teil seiner Jugend vor und nach Hitlers Machtergreifung; der antijüdische Terror der "Reichskristallnacht" zählte zu seinen prägenden Erfahrungen. Als Soldat mehrfach wegen "Defätismus" verhaftet, kam er kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs nach einem gescheiterten Desertionsversuch noch in eine Strafkompanie. Wie der früh verstorbene Wolfgang Borchert und wie Heinrich Böll, dessen Tod Schnurre 1985 berührte, als habe er einen "älteren Bruder" verloren, verarbeitete er das Trauma des Krieges in seiner Literatur; vor allem Schnurres Kurzgeschichten gehören, neben seinen Gedichten und Satiren, zu den klassischen Stücken der Nachkriegsliteratur. Ihre Helden sind oft Kinder, denen seine ganze Zuneigung galt. Unter Schnurres mehr als 40 Büchern befinden sich denn auch zahlreiche Kinderbücher, die er selbst oder seine zweite Frau Marina illustrierte. Mitbegründer der legendären Schriftsteller-"Gruppe 47", begnügte sich Schnurre nicht mit der reinen Literatur, sondern versuchte immer wieder unmittelbar politisch zu wirken, so mit seinen Aufrufen und Kommentaren gegen den Bau der Berliner Mauer oder für die demokratische Studentenbewegung von 1968. Obwohl hochdekoriert, so unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Georg-Büchner-Preis, war der leise, lakonische, melancholische Schriftsteller nie ein Mann des Literaturbetriebs. Auf die Frage, warum er schreibe, hat er einmal geantwortet: "Aus Angst vor der Vergänglichkeit. Um meine Schuldgefühle wachzuhalten. Um nicht tatenlos mitansehen zu müssen, wie der einzelne immer mehr in der Masse verkommt. Aus Trauer. Aus Zorn. Aus Verzweiflung" hier ein gedicht von ihm: WAHRHEIT : Ich war vierzehn, da sah ich, im Holunder aß eine Amsel von den Beeren der Dolde. Gesättigt flog sie zur Mauer und strich sich an dem Gestein einen Samen vom Schnabel. Ich war vierzig, da sah ich, auf der geborstenen Betonschicht wuchs ein Holunder. Die Wurzeln hatten die Mauer gesprengt. Ein Riss klaffte in ihr, bequem zu durchschreiten. Mit splitterndem Mörtel schrieb ich daneben: "Die Tat einer Amsel."
Posted on: Wed, 21 Aug 2013 22:43:25 +0000

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