dritter offener brief von larissa bender an professor dr. günter - TopicsExpress



          

dritter offener brief von larissa bender an professor dr. günter meyer zur kritischen auseinandersetzung über die darstellung der medien der lage im syrischen krieg Dritter offener Brief an Professor Dr. Günter Meyer Sehr geehrter Herr Professor Meyer, vielen Dank für die Zusendung des Artikels von Rainer Hermann, der mir natürlich bekannt ist. Ich muss allerdings zugeben, dass ich wirklich entsetzt bin, dass die FAZ einen solchen Artikel abdruckt, der in keiner Weise journalistischem Standard entspricht. Und dass Sie einen solchen Artikel als Untermauerung Ihrer These von Assad als "kleinerem Übel" anführen. Dass jeder Krieg auch ein Medienkrieg ist und dass das syrische Regime von Beginn mit gezielten Falschinformationen, bei denen es auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt, versucht, die öffentliche Meinung auf seine Seite zu ziehen, ist Ihnen sicherlich bekannt. Der normale Zeitungsleser weiß dies allerdings nicht. Er weiß auch nicht, dass Herr Hermann auf Seiten des Regimes nach Kusair gekommen ist, also sozusagen "embedded" war. Aussagen von Soldaten und Offizieren der syrischen Armee in einer solchen Situation unkommentiert als Wahrheit darzustellen, ist mehr als unredlich. So behauptet Herr Hermann, vor acht Monaten habe die Nusra-Front die Herrschaft in Kusair übernommen. Er stützt seine Behauptung auf die Aussage eines syrischen Offiziers, ohne diese zu hinterfragen. Doch es gibt auch eine andere Version der Ereignisse, und die hätte Herr Hermann zumindest erwähnen müssen. So berichtet etwa der leitende Arzt des Feldlazaretts in Kusair, Dr. Qasim al- Zain, der bis zuletzt die Stellung gehalten hat, dass die Nusra-Front nicht in Kusair gewesen sei. Hier steht Aussage gegen Aussage. Aber auch Oberst al-Akidi, der Führer des Revolutionären Militärrats in Aleppo, der den Aufständischen in Kusair zu Hilfe kam, berichtet nichts von der Nusra-Front. Herr Hermann schreibt auch, dass das Rote Kreuz Verwundete in den Libanon bringen konnte, er schreibt aber nicht, dass das Rote Kreuz das Regime anflehte, einen sicheren Korridor zu ermöglichen, damit es zu den Verwundeten vordringen könne. Und dass von Seiten des Regimes die zynische Antwort kam, erst werde gekämpft, bis die Stadt von den Terroristen befreit sei. Auch die Behauptung, Adnan Aruur habe der Nusra-Front die Fatwas gegeben, die sie brauchte, weil er Morde und Vergewaltigungen rechtfertige, entspricht nicht den Tatsachen. Sicherlich ist Adnan Aruur ein radikaler Islamist, aber er steht in krassem Gegensatz zur Nusra-Front und verurteilt deren Hinrichtungen von Zivilisten und die Verunglimpfung von Menschen als Ungläubige. Alle diese Aussagen sind übrigens auf Youtube zu finden. Es hat für mich daher sehr den Anschein, dass Herr Hermann der komplizierten Lage der syrischen Situation nicht mehr gewachsen ist. In einem Krieg der Medien sind sehr genaue Recherchen erforderlich und keine Schnellschüsse (ich erinnere nur an seine Berichterstattung über das Massaker in Houla)! Sie wiederholen in Ihrer Antwort außerdem, dass "das Regime Assad trotz aller Verbrechen in der Vergangenheit heute das kleinere Übel ist". Es geht allerdings nicht nur um die Verbrechen in der Vergangenheit, sondern genauso um die Verbrechen des Regimes in der Gegenwart! "Assad oder wir verbrennen das Land!" – das ist das Motto dieses Regimes! Wie dürfen als Demokraten unter keinen Umständen dem Diskurs der Diktatoren verfallen, die sich über Jahrzehnte als die Garanten gegen die Machtübernahme von Salafisten und Dschihadisten verkauften. Genau diese Politik des Westens, nämlich die Diktatoren als das kleinere Übel zu akzeptieren, sie zu unterstützen und mit ihnen Geschäfte zu machen, hat zu der jetzigen Situation geführt, hat das Leiden der Menschen in den Diktaturen verlängert. Und die Verbreitung salafistischen Gedankenguts verstärkt! Infolge dieser doppelten Standards hat der Westen seine Glaubwürdigkeit bei den Menschen in diesen Ländern verloren! Wir sollten nun alles daran setzen, den Menschen zu Freiheit und Demokratie zu verhelfen, statt ein weiteres Mal einen brutalen Diktator und ein faschistoides Regime zu unterstützen. Wir sollten, so schwierig es in der jetzigen Situation auch geworden ist, eine Strategie entwickeln, die ein Ende von Assad UND ein Zurückdrängen der Dschihadisten zum Ziel hat. Alles andere würde an unserer demokratischen Grundhaltung zweifeln laMit freundlichen Grüßen Larissa Bender
Posted on: Tue, 25 Jun 2013 22:50:46 +0000

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