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1 EINLEITUNG Seit den 1970er Jahren haben sich, bedingt durch den wirtschaftlichen Wohlstand, die Bedürfnisse, Anforderungen und Wünsche der Gäste von Fremdenverkehrs- und Freizeiteinrichtungen verändert. Einzelne Gemeinden in der Tourismusregion Neusiedlersee haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr unterschiedliche Ansätze bei der Erschließung des Tourismus gezeigt. Die Erfolge sind sehr unterschiedlich und werden in dieser Arbeit als Fallbeispiele dienen woran der direkte Zusammenhang zwischen Innovation und Erfolg zu erkennen ist. Ein Vergleich ist deswegen zulässig, weil die Voraussetzung der Seeanrainergemeinden in den 1970ern - abgesehen von der Einwohnerzahl - nahezu ident waren. Einigen Gemeinden der Tourismusregion Neusiedlersee ist es bis heute nicht gelungen, sich an diese geänderten Anforderungen und Bedürfnisse anzupassen. In dieser Arbeit wird dieser Umstand im Detail beleuchtet. Um diesen Bedürfnissen der Gäste Rechnung zu tragen, ist es erforderlich Qualitätstourismus zu etablieren bzw. zu festigen, um davon imagemääig und wirtschaftlich zu profitieren. Der Neusiedlersee erwarb sich den Spitznamen „Meer der Wiener“ weil er das mit Ab-stand größte ruhende Gewässer ist, das zu einem Tagesausflug genutzt werden konnte. Die Zeit des Wirtschaftswunders bedeutete auch zunehmende Mobilität der Bevölkerung. Da der Wohlstand in den Städten schneller als im ländlichen Raum stieg, waren es eben und auch vor allem die Wiener die den Neusiedlersee regelrecht stürmten. So lockte ein Ausflug ins Burgenland nicht nur mit dem kühlen Nass des Sees sondern auch mit dem pannonischen Charme. Dieser ließ für damalige Verhältnisse wohl auch einen Hauch Exotik aufkommen. Das Burgenland als jüngstes Bundesland Österreichs, gehörte davor zum ungarischen Staatsgebiet und so befand man sich, ohne eine Grenze zu überqueren, dem Gefühl nach schon beinahe in Ungarn. Dieses Gefühl wurde nicht nur durch die teils mehrsprachigen Ortstafeln - die man ja mangels Autobahn mehrfach zu sehen bekam - unterstrichen, sondern auch durch die entsprechenden ungarischen Gerichte auf den Speisekarten. Noch heute sind Fogosch (Zander) und Gulasch im Angebot der Gastronomie allgegenwärtig. Tamburica Abende mit Kesselgulasch gehören heute noch zum Angebot und zeigen noch heute die Wurzeln und die Geschichte des Burgenlands. Während die slawischen Länder in der Nähe Wiens hinter dem eisernen Vorhang verschwanden oder - wie im Falle Ungarns - nur mit mühsamen Anreisen und Grenzüberquerungen zu erreichen waren, bot sich der Neusiedlersee als anderer Kulturkreis mit anderem Klima und seinen pannonischen Weiten als günstiges Reiseziel an. Diese Kombination machte den Neu-Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 4 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee siedlersee mit seinem Angebot einzigartig sowohl was den Zeit-, als auch Finanzaufwand betraf. Diese Gegebenheiten erklären auch Zuwachszahlen die in jener Zeit verbucht werden konnten. Doch die Zeiten änderten sich. Parallel zum steigenden Wohlstand wurden Flugreisen zunehmend billiger. Italien, Griechenland, Spanien, die Türkei sowie Nordafrika näherten sich oder unterboten im Preisniveau bei Pauschalreisen die österreichischen Angebote. Nachdem jedes Kind den Neusiedlersee mit seinem unveränderten Angebot kannte, lag die Überlegung nahe um den gleichen Preis tatsächlich neue Kulturen kennen zu lernen. Auf einmal befand sich die Region im Bewerb mit neuen Vierstern-, und Fünfsternhotelanlagen die eineinhalb bis drei Flugstunden entfernt lagen und tatsächlich exotisch waren. Wie die Abbildung 1 illustriert stieg der Anteil der Flugreisenden seit 1969 überproportional, während der Anteil des PKW Verkehrs deutlich sank. Eine zweite Entwicklung war und ist der Trend zu Kurzreisen. Während die Österreicher und Österreicherinnen um 1970 die Urlaube auf je einen Sommer und einen Winterurlaub Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 5 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee verteilt machten, führt der Trend nun zu immer kürzeren Aufenthalten, die aber dafür öfter im Jahr stattfinden. Zu bemerken ist, dass es sich dabei um einen generellen Trend handelt. Das bedeutet aber auch, dass sich diesem Trend folgend, die Bedürfnisse des Gastes auch geändert haben. An der Abbildung 2 wird deutlich in welche Richtung sich der Trend bewegt. In Interviews mit Touristikern und Touristikerinnen wird immer wieder bemängelt, dass so manche Beherbergungsbetriebe unabhängig aller Kategorien sich weigern Zimmer für weniger als eine Woche zu vergeben. Diese Einstellung widerspricht dem Trend der Zeit und vor allem den Wünschen der Gäste. Der aktuelle Trend, sowie die aktuelle durchschnittliche Aufenthaltsdauer werden in der Tabelle 14 belegt. Der logische Schritt für diese Gäste ist es daher sich flexiblere Gastgeber und Gastgeberinnen zu suchen. Weiters geht der Trend zu höherklassigen Hotels. Es ist wichtig diesen Trend zu erkennen und sich danach zu richten. Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 6 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee Die Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Quartiere nach Sternekategorien. Gepaart mit den steigenden Nächtigungszahlen in den höherwertigeren Kategorien ist das ein Indika-tor für den aktuellen Trend. Touristen und Touristinnen von heute sind immer weniger dazu bereit sich an Gegebenheiten anzupassen und mit Vorhandenem vorlieb zu nehmen. Das Angebot entscheidet und die Statistik belegt diesen Trend. Die Struktur der Region Neusiedlersee entstammt, wie Eingangs schon erwähnt, aber der Blütezeit des Sees. Trotz des eindeutigen Trends nach „oben“ reagieren bestehende Betriebe so gut wie gar nicht. Auch heute ist zum Beispiel ein beheiztes Hallenbad beziehungsweise ein eigener Wellnessbereich die Ausnahme. Nach dem Trend sind es die neuen Mitbewerber und Mitbewerberinnen, die in den Vierstern bis Fünfsternkategorie reüssieren werden. Im Jahr 2008 eröffnete in Parndorf ein Viersternhotel direkt neben dem Design Outletcenter Parndorf. Im Jahr 2009 eröffnete die St. Martins Therme mit angeschlossenem Viersternhotel. Bemerkenswert ist, dass es in den Seeanrainergemeinden bis dato keine bekannten Projekte in dieser Kategorie gibt. Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 7 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee Abbildung 3: Entwicklung der Betten seit der Sommersaison 1986 Quelle: statistik.at/web_de/statistiken/tourismus/ beherber-gung/betriebe_betten/023568.html; abgerufen am 4.1.2011 Jungunternehmer und Jungunternehmerinnen sowie Investoren und Investorinnen berichten immer wieder von innovativen Projekten die bereits in der Projektphase von Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen abgeblockt werden. Verständlicherweise möchten die genannten Projektwerber und Projektwerberinnen nicht genannt werden. Zum Beispiel wurde einem neugegründeten Schifffahrtsunternehmen auf der Suche nach einer geeigneten Unternehmensbasis jeder offizielle Antrag auf Bewilligung einer Niederlassung von den befassten Gemeinden abgelehnt. Das Unternehmen war jedoch mit seinen innovativen Ideen derart erfolgreich, dass die Vermutung nahe liegt, dass es den alteingesessen Unternehmern und Unternehmerinnen als Mitbewerber gefährlich zu werden schien. Schlussendlich gelang es dem Schifffahrtsunternehmen nur mit Hilfe eines befreundeten Unternehmens einen geeigneten Standort zu finden. Ebenfalls bekannt ist der Versuch der Niederlassung einer Kitesurfschule in Breitenbrunn am See, der ebenfalls scheiterte. Wobei hier das existierende Kitesurfverbot in der Hochsaison dazu beigetragen haben wird. Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 8 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee Auch wenn die Motive eine wirtschaftlich bereits erfolgreiche Idee abzuschmettern spekulativ bleiben, ist der Erfolg dieser Strategie zu hinterfragen. Diese Arbeit soll beweisen, dass Innovation - also Trendsetting das beste Mittel zum Erfolg ist. Trends erkennen und verfolgen das zweitbeste Mittel. Das Festhalten und sich auf den Lorbeeren ausruhen die nachweislich schlechteste Variante darstellt. Es gilt das große Ganze im Auge zu behalten und einen Plan im Interesse der ganzen Region zu verfolgen. Dass dies funktioniert beweisen andere Regionen erfolgreich. Die Region Neusiedlersee kann trotz ihrer geografischen Einzigartigkeit den Vorteil derzeit nicht nutzen. Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 9 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee 1.1 Problemstellung Das Verhalten der Touristiker und Touristikerinnen am Neusiedlersee entspricht zu einem großen Teil den Anforderungen der Gäste wie sie in den 1970er bis 1980er Jahren aktuell waren. Die verschiedenen Angebote unterscheiden sich selten von einander und sind von der Tradition dieser Jahre geprägt. Im Wesentlichen können Gäste in jedem Ort, Schlafen, Essen, Wein verkosten und Radfahren. Davon abweichende Angebote sind selten. Reaktionen der betroffenen Gemeinden aber auch der Unternehmerinnen und Unternehmer auf stagnierende bzw. sinkende Nächtigungszahlen fehlen oft. Innovatives Verhalten, bzw. das Erkennen und Folgen von Trends und Entwicklungen wie zum Beispiel neue Angebote bei Freizeitaktivitäten (Mountainbiken, Golf, Kite-Surfen oder Erlebnisgastronomie), sowie Modernisierung und Verbesserung bzw. Anhebung des Standards der Tourismusbetriebe bleibt zum Großteil Neugründungen vorbehalten. Als Beispiel dient hier die St. Martins Therme. In den Jahren 2005 bis 2009 wurde die Fernsehserie „Der Winzerkönig“ in der Region Rust am See gedreht und wurde von 2006 bis 2010 im deutschsprachigen Raum in drei Staffeln ausgestrahlt. 1 Diese Serie wird zur Gänze in der Region Neusiedlersee, im Besonderen in der Umgebung von Rust am See gedreht. Dabei profitierten die Betriebe der Region während der Dreharbeiten selbst. Wesentlich ist aber der erzielte Werbeeffekt durch die Ausstrahlung der Serie. Rust am See hat sich damit werbetechnisch in der Region an die Spitze gesetzt und profitiert entsprechend. Mehrere Betriebe nutzten die Chance auf diesen Zug aufzuspringen. Es entstand ein eigener Merchandising Markt, wie zum Beispiel ein „Winzerkönig Wein“, Schmuck, Briefmarken etc. im direkten Zusammenhang mit der Serie und auch Führungen zu den Originalschauplätzen. So wurde zum Beispiel der Ruster Hof zur Kulisse für das Gasthaus Stickler. So entstanden neben dem Gasthaus Stickler auch noch viele andere neue Attraktionen und Ausflugsziele in Rust am See und Umgebung. Während nun Rust am See über ein mehrere Jahre andauerndes Film und Werbeprojekt direkt profitieren konnte, beschränkten sich andere Gemeinden darauf im Rahmen der Regionenwerbung kostenlos mit zu schwimmen ohne sich aktiv um Gäste in diesem Zusammenhang zu bemühen. 1 Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Der_Winzerk%C3%B6nig; abgerufen am 4.12.2010 Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 10 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee In einem Interview mit einem Tourismusverantwortlichen einer Seeanrainergemeinde wurde beispielsweise die Renovierung des Kassahäuschens zum Eingang des Seebads als „Neuerung und Qualitätsverbesserung“ bewertet. Als Beispiel der Spezialisierung am Tourismusmarkt dient die Gemeinde Podersdorf am See, die sich als „Party“ und „Surf“ Hotspot etabliert hat. Damit hat sich die Gemeinde zur Nummer Eins einer ganzen Zielgruppe (Sportler und Sportlerinnen in der Altersgruppe von 12 - 50 Jahre) gemacht. Während beispielsweise andere Gemeinden die Trend-sportart „Kitesurfen“ an ihren Stränden sogar verbieten, teilen sich in Podersdorf am See inzwischen mehrere Kitesurfschulen den wachsenden Markt. Diese Beispiele illustrieren, dass einzelne unkoordinierte Initiativen nicht genügen um die gesamte Region zu stärken. Der Erfolg bleibt bei den initiativen Gemeinden und überträgt sich nicht zwangsweise auf die gesamte Region. Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 11 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee 1.2 Hypothese Die Problematik, wie Gäste die Tourismusregion Neusiedlersee bewerten und beurteilen führt zu folgender Hypothese. Qualitätstourismus erhöht die Standortattraktivität und fördert die Kundenbindung. Die Untermauerung der Hypothese erfolgt durch Fallbeispiele, Literaturnachweise und Empirie durch Fragebögen und Interviews. Diese Hypothese wird durch eine Literaturrecherche und eine empirische Sozialforschung untermauert. 1.3 Aufbau der Arbeit Das Kapitel eins beschäftigt sich mit der Problemstellung. Kapitel zwei umfasst die theoretischen Grundlagen in Form der Klärung von Begrifflichkeiten. Das Kapitel drei beschäftigt sich mit der geschichtlichen Entwicklung, insbesondere mit den, für die Region wesentlichen Änderungen der Rahmenbedingungen. Kapitel vier beschreibt den Vergleich von fünf ausgewählten Seeanrainergemeinden insbesondere von statistischen Daten. Kapitel fünf beurteilt und analysiert die Entwicklung der Region mit Fallbeispielen für den Vergleich mit seinen Mitbewerbern und Mitwerberinnen. Die empirische Auswertung erfolgt im Kapitel sechs. Die Arbeit endet mit dem Kapitel sieben, den Schlussfolgerungen, die aus den theoretischen und empirischen Ergebnissen gezogen werden. Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 12 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN Dieses Kapitel umfasst die Begrifflichkeiten, die in dieser Arbeit von Bedeutung sind. 2.1 Begriff Qualität Qualität ist umgangssprachlich ein oft missverständlich verwendeter Begriff. Häufig wird hohe Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung mit hohem Preis verbunden oder sogar gleichgesetzt. Je teurer umso besser, qualitativer, hochwertiger muss das gewählte Produkt oder die Dienstleistung sein. Diese prinzipiell richtige Erwartungshaltung des Konsumenten oder der Konsumentin wird aber regelmäßig enttäuscht. Ein billiges Auto kann bei dem Konsumenten und der Konsumentin eine höhere Zufriedenheit auslösen als ein teures. Eine vergleichsweise billige Frühstückspension eines Familienbetriebs kann in verschiedenen oder sogar allen Bereichen (z.B.: Erholungswert, Freundlichkeit, Lage) ein teures Sechssternehotel klar übertreffen. Ein Grund dafür kann sein, dass der Familienbetrieb zum Beispiel keinen Antrag zur Klassifizierung durch den Fachverband der Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich (vgl. WKO) 2 gestellt hat und sich damit einem Vergleich nach deren Normen entzieht. Umgekehrt gibt es auch Spitzenhotels die sich bewusst nicht diesen Normen unterwerfen, da sie sich sonst unterbewertet fühlen würden. Die Bewertung erfolgt also hier nicht durch den Gast sondern durch eine Interessensvertretung soll aber dem Gast als Orientierungshilfe für seine Wahl dienen. Anders verhält es sich bei Produkten die konkrete Anforderungen zu erfüllen haben. Hält ein Autoreifen nicht der geforderten Laufleistung stand, ist er von schlechter Qualität. Erfüllt oder übertrifft er die Herstellerangaben, ist er von guter Qualität. Diese Beispiele beschreiben die transzendente sowie die kundenbezogenen Sichtweisen nach David A. Garvin. Die qualitätsbezogene Sichtweise nach Garvin findet in dieser Arbeit keinen Eingang, da es nicht von Belang ist wie gut ein Produkt ist, sondern nur die Wahrnehmung durch den Kunden oder die Kundin zählt. Diese Arbeit wird sich beim Begriff Qualität auf Garvins dritte Sichtweise nämlich der kundenbezogenen Sichtweise beziehen. 2 hotelsterne.at/4.0.html; abgerufen am 17.10.2009 Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 13 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee Der Grund dafür besteht darin, dass der Kunde oder die Kundin im Mittelpunkt der Beziehung zwischen Anbieter und Anbieterin sowie Abnehmer und Abnehmerin im Tourismus stehen. Es gilt auf möglichst breiter Ebene die angebotene Leistung zur subjektiven Zufriedenheit durchzuführen. Das wird naturgemäß schwerer je breiter der Unternehmer und die Unternehmerin seine bzw. ihre Zielgruppe definiert. Wendet sich ein Hotelier an „Alle und Jeden oder Jede“ gleichzeitig, können er und sie erwarten, dass er oder sie bei der Wahl der Abendunterhaltung immer nur einen Teil seiner bzw. ihrer Gäste zufrieden stellen wird. Vereinfacht gesprochen: Es wird schwer sein ein kinderloses Yuppie Paar in den 30ern mit einer Schlagerband zu begeistern, während möglicherweise am Nebentisch eine andere Altersgruppe oder soziale Schicht das Schunkeln perfektioniert. „...das kundenbezogene Qualitätsverständnis: Diese Sichtweise definiert Qualität als die perfekte Realisierung aller Kundenanforderungen an ein Produkt und entspricht der Qualitätsdefinition der ISO 9000:2005. Das Fehlen von Merkmalen (fehlende Umsetzung einer Kundenforderung) wirkt sich damit negativ auf die Qualität des Produktes aus. Eine Zugabe weiterer Merkmale, welche vom Kunden nicht gewünscht ist kann die Qualität nicht positiv beeinflussen da sie für den Kunden nutzlos sind. Daher kann auch keine Kompensierung von fehlenden Merkmalen durch Zugaben anderer Funktionen erfolgen. Ein Problem dieses Ansatzes liegt in der vollständigen Identifikation der Kundenforderungen begründet. Während explizite Anforderungen dem Kunden bewusst sind müssen implizite (unbewusste) Anforderungen durch geeignete Methoden „aus einer Person extrahiert“ werden. So könnte z. B. eine dem Kunden unbewusste Anforderung das Prestige eines Kraftfahrzeuges darstellen, was durch den Kauf erworben wird. Die Identifikation von Anforderungen und deren Realisierung in Produkte erfolgt durch das Forschungsgebiet des Marketing bzw. der Marktforschung. Da die Anforderungen zwischen Personen unterschiedlich ausfallen können, kann kein Produkt mit absoluter Qualität existieren. Vielmehr kann die Qualität eines Produkts durch eine Person als positiv und durch eine andere als negativ bewertet werden. So besitzen z. B. Supersportwagen durch die Eigenschaft der Vermittlung des sozialen Status des Besitzers für einige Menschen eine hohe Qualität. Umweltbewusste Konsumenten werden die Qualitätsmerkmale wegen der ungünstigen CO 2 -Bilanz anders bewerten.“ 3 Die Sicht Garvins lässt sich direkt auf das Thema Tourismus umsetzen weil es den Weg zum Erfolg definiert. Sinngemäß nach Garvin gilt es die richtigen Touristen und Touristinnen in die richtige Region zu bringen um die bewussten und unbewussten Anforde- 3 de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3%A4t;abgefragt am 17.10.2009 Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 14 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee rungen zu befriedigen. So ist es nur bedingt sinnvoll eine Therme als Ruheoase zu bewerben, und sich parallel ohne die fehlende Trennung als kinderfreundlich zu präsentieren. Die Enttäuschung einer Gruppe ist damit programmiert. Die Definition macht klar, dass der Versuch nach dieser Definition zum Erfolg zu kommen eine Spezialisierung im Angebot voraus setzt um sich von den Mitwebern und Mitbewerberinnen abzuheben. Da die Bedürfnisse sich enorm unterscheiden können, sind Kunden und Kundinnen nicht über einen Kamm zu scheren. Qualität wird sinngemäß also dann erreicht, wenn mehr als die Hälfte der Gäste zufrieden gestellt werden können. Diese Mindestmehrheit dient nur der Erklärung und ist kein Rezept für den Erfolg. Die Schwierigkeit des Qualitätsbegriffs im Tourismus besteht in der Wandelbarkeit der Qualität. Daher unterliegt der Tourismus sich ständig ändernden Anforderungen. Betrachten wir den Begriff Tourismus näher. 2.2 Begriff Tourismus Der Begriff Tourismus wird je nach Zweck verschieden verwendet. Die folgenden Definitionen sind daher jene deren Inhalt für diese Arbeit maßgeblich ist. „In Österreich wird neben dem international gebräuchlichen Begriff Tourismus auch der Ausdruck Fremdenverkehr noch öfters verwendet. In der Literatur existieren unzählige Erklärungen für Tourismus. Claude Kasper definiert ihn als „Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist“. Die World Tourism Organisation wiederum versteht darunter "Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten. Außerdem muss gewährleistet sein, dass deren hauptsächlicher Reisezweck ein anderer ist, als die Ausübung einer Tätigkeit, die von dem besuchten Ort aus entgolten wird“. Grundsätzlich wird der Tourismus nach der zugrunde liegenden Motivation (Erholungs-, Kultur-, Geschäfts- oder Sporttourismus) als auch nach externen Merkmalen (Aus-lands-, Städte-, Senioren-, Massentourismus) segmentiert. Inhaltlich kann der Tourismus als eine Kette von Dienstleistungen mit den 3 Hauptschwerpunkten Transport, Unterkunft und sonstige Dienstleistungen (z.B. Verpflegung) charakterisiert werden. Die Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 15 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor ist beachtlich - zwischen 4 und 11 % des Bruttoinlandsproduktes der EU werden in diesem Sektor erwirtschaftet. Ein ebenso hoher Prozentsatz der EinwohnerInnen ist im Tourismus tätig.“ 4 „Der Begriff Tourismus (im Original kursiv) (engl. tourism (im Original kursiv), frz. tourisme (im Original kursiv), ital. turismo (im Original kursiv), span. turismo (im Original kursiv), port. turismo (im Original kursiv), niederl. toerisme (im Original kursiv), schwed. turism (im Original kursiv), finn. turismi (im Original kursiv), norweg. turisme (im Original kursiv), kroat. turizam (im Original kursiv), slowen. turizem (im Original kursiv), dän. turisme (im Original kursiv), türk. turizm (im Original kursiv)) geht zurück auf das französische Substantiv le tour (im Original kursiv) (= Reise, auch Rundgang, Spaziergang), ist aber erstmals um 1800 im Englischen belegt; im Französischen taucht er 1816 auf und im Deutschen um 1830. Die französischen Worte tourisme (im Original kursiv) und touriste (im Original kursiv) wurden als offizielle Begriffe erstmals vom Völkerbund verwendet, um Reisende zu beschreiben, die mehr als 24 Stunden im Ausland verbringen. Der Völkerbund hatte Französisch als Verkehrssprache. Das Englische und das Französische kennen nur diesen Begriff für „Tourismus“, das Deutsche hingegen auch noch den älteren Begriff Fremdenverkehr. Im deutschen Sprachgebrauch tauchte die Bezeichnung „Tourismus“ in den 1960er Jahren auf. Seit den 1980er Jahren wurden die Bezeichnungen vieler offizieller Fremdenverkehrsinstitutionen im deutschen Sprachraum auf den Begriff Tourismus umgestellt, da man Gäste nicht länger als Fremde bezeichnen wollte. Um 2000 tauchte der Tourismus in der Wortprägung Kriminaltourismus mit negativer Konnotation auf. Zwischen Fremdenverkehr (im Original kursiv) und Tourismus (im Original kursiv) besteht heute kein Unterschied. Tourismus (im Original kursiv) kann folgendermaßen definiert werden: Die in einem bestimmten Ort bzw. Gebiet durch den Zustrom von Fremden bzw. nicht dort Ansässigen (Freizeitreisende, Geschäftsreisende, Tagestouristen) entstehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung und die daraus dort und anderswo resultierende Industrie oder Tätigkeit. Aus beruflichen Gründen täglich in einen anderen Ort fahrende Unternehmer oder Arbeitskräfte (Pendler) werden hier nicht erfasst. 4 Starlinger, Gudrun: Wintertourismus im österreichischen Alpenraum - Entwicklungen, Trends und Zukunftsperspektiven unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Diplomarbeit; Linz: 2008; Seite 4 Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 16 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee Die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) definiert: Touristen sind Personen, die zu Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind. (im Original kursiv).“ 5 Starlinger (Sozial- und Wirtschaftswissenschafterin) ist es gelungen den Begriff Tourismus nach dem im deutschen Sprachraum insbesondere in Österreich geltenden Verständnis zu definieren. Sie setzt dabei ebenfalls den Begriff Tourismus dem im österreichischen Sprachgebrauch bekannten Begriff „Fremdenverkehr“ gleich. So wie die anderen hier angeführten Definitionen stellt auch Sie fest, dass Tourismus aus unterschiedlichen Sichtweisen, Stichwort Reisemotivation, gesehen werden muss. Touristen und Touristinnen sind Personen unabhängig von zum Beispiel Herkunft oder Alter, die sich auf einer Reise befinden. Der Status tritt ein sobald der Entschluss zur Reise getroffen worden ist. Das bedeutet, dass Touristiker und Touristikerinnen bereits lange vor der möglichen Ankunft der Gäste zu arbeiten haben. Permanente Werbung kann Menschen überhaupt erst zu einem Entschluss einer Reise bringen und generiert so einen entsprechenden Startvorteil bei der Wahl des Ziels. Umso wichtiger ist es sich dem Reisenden und der Reisenden bereits im Vorfeld zu präsentieren und nach Möglichkeit ständig im Hinterkopf zu bleiben. Unweigerlich denkt der Österreicher und die Österreicherin bei Flugreisen an Austrian Airlines. Es wurde hier über Jahrzehnte ein Markenbewusstsein geschaffen, das diesem Unternehmen nützt. Wer an Surfen denkt, denkt an Poders-dorf am See. Ibiza steht für Party. Wer an eine Suchmaschine für das Internet denkt, „googelt“. Diese Unternehmen sind Synonyme für Tätigkeiten und investieren hohe Summen in diesen Wert. Diese Erkenntnis erstreckt sich über sämtliche Bereiche des Tourismus in allen Bereichen. Transportunternehmen, Beherbergungsbetriebe, Orte, Regionen und Länder handeln mehr oder weniger nach diesem Prinzip. Nach der bisher getrennten Betrachtungsweise der beiden Schlüsselbegriffe, wenden wir uns der Interpretation des kombinierten Begriffs zu. 5 de.wikipedia.org/wiki/Tourismus; abgefragt am 17.10.2009 Marcus Norbert Michael Kern, 2011 Seite 17 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee 2.3 Begriff Qualitätstourismus Der Begriff Qualitätstourismus ist, wie der Begriff Qualität selbst unterschiedlichen Interpretationen ausgesetzt. Unternehmer und Unternehmerinnen definieren Qualität vorwiegend aus wirtschaftlicher Sicht. Die Gäste verstehen unter Qualität meist auch das Preis-Leistungsverhältnis. „Wie viel darf Qualität kosten“? Diese Arbeit bezieht das Wort Qualitätstourismus streng auf die durch Marktforschung gewonnenen Ergebnisse bezüglich Verhalten und der daraus abgeleiteten Erwartungshaltung der heutigen Touristen und Touristinnen und vergleicht diese mit dem Angebot sowie der historischen Entwicklung. Die Qualität im Tourismus ist einem ständigen Wandel unterworfen. Heutige anerkannte Qualität ist morgen bereits veraltet. Genügte einst ein Telefon und Radio am Zimmer, musste es einige Jahre später ein Fernseher sein. Heute ist Internetanschluss ein Qualitätskriterium für den Gast. Aus Sicht des Gastes muss ein Hotel, Gastronomie oder die ganze Region am Puls der Zeit sein. Am besten werden Trends begründet. Gelingt das nicht, sind Trends, also die Nachfrage zumindest zu erfüllen. Der Begriff Qualitätstourismus kann für sich alleine nicht bestehen, da er immer in direktem Zusammenhang mit dem Standort in einer Region steht. 2.4 Begriff Region In diesem Punkt wird beschrieben wie der Begriff Region gesehen und verwendet wird. Der Begriff lässt mehrere Interpretationen zu. Hier geht es vor allem um den geographischen Begriff mit seinen Eingrenzungen. „...geografisch-politisch-administrativer Begriff analogen Verwendung in wiss. Spezialdisziplinen zur Bet. einer homogenen Raumeinheit innerhalb einer Raumganzheit. So bezeichnet in der Raumordnung die R. ein Gebiet, das unter bestimmten, z.B. geograf. polit., wirtschaftl. Kriterien eine Einheit bildet und gegen andere. es umgebende Gebiete abgegrenzt ist. Eine R. kann einen sehr kleinen (z.B.Lower Manhattan als Teil-R. innerhalb der Stadt-R. von New York) oder einen sehr großen geograf. Bereich umfassen wie weltwirtschaftl. R. und deren v.a. wirtschaftl. Organisationen (z.B. EU, Andenpakt, ASE-AN). In der -> Regionalwissenschaft versteht man unter R. Gebiete, die unter regionalanalyt. Aspekt und unter den Gesichtspunkten der wiss. Vorbereitung und Durchführung von Landes- und Regionalplanung als Raumeinheiten angesprochen werden können. Die- MarcusNorbert Michael Kern, 2011 Seite 18 von 96 Seiten Qualitätstourismus am Beispiel der Tourismusregion Neusiedlersee se Gebiete gaben i. Allg. eine >>mittlere
Posted on: Sun, 21 Jul 2013 16:22:27 +0000

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