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Artikel in der MZ vor 3 Jahren Harzkreis Gestein des Anstoßes 06.09.2010 20:10 Uhr | Aktualisiert 06.09.2010 21:38 Uhr Steinbruch nahe Rieder (Landkreis Harz) Der Harzer Betonstoff wird zurzeit in der Grube Rieder abgebaut. Von JULIA REINARD Die Firma Mitteldeutsche Baustoffe fördert Harzer Grauwacke. In einem Wald fand sie ein zweites Vorkommen, doch die Abbaupläne stoßen auf Widerstand. BALLENSTEDT/MZ. In Sachsen-Anhalt lagern unter der Erde viele Rohstoffe. Deren Reichtum ist aber nicht immer einfach erreichbar, oft stehen Rohstoff- und Tourismus-Wirtschaft gegeneinander. Auch im jüngsten Beispiel in Ballenstedt im Landkreis Harz ist das der Fall. 1,5 Kilometer südlich der Stadt kaufte die Firma Mitteldeutsche Baustoffe ein 67 Hektar großes Gebiet, in dem Harzer Grauwacke lagert. "Grauwacke von so guter Qualität gibt es nur in diesem Teil des Harzes", sagt Thomas Jung, einer der drei Geschäftsführer des Unternehmens. Die Firma baut den Grundstoff für abriebfesten Beton bereits in der Lagerstätte Rieder - 3,5 Kilometer entfernt von der künftigen Grube - ab. Doch geht in Rieder der Betonstoff aus. In acht bis zehn Jahren, rechnet Jung, wird die Grube geschlossen. Am neuen Standort weiter zu arbeiten, wäre die Rettung für 26 Arbeitsplätze. Doch in Ballenstedt regt sich Widerstand. Denn über dem grauen Stein wächst der größte geschlossene Laubwald des Selketals. Bis vor zwei Jahren stand das Gebiet noch als Waldfläche im Regionalentwicklungsplan, im aktualisierten Plan hat nun die Rohstoffgewinnung in diesem Areal den Vorrang. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Firma die Abbaugenehmigung für das Gebiet Ballenstedt-Rehköpfe erteilt wird. Kurt Neumann, Stadtratsmitglied in Ballenstedt kritisiert, die Interessen seien nicht abgewogen worden. So hat sich der Stadtrat mittlerweile mehrfach gegen den Bau ausgesprochen. Eine Bürgerbewegung sammelte Unterschriften gegen den künftigen Steinbruch - zurzeit stehen 5 200 Namen auf der Liste. "Die große Mehrheit der Bürger der Region ist dagegen", schlussfolgert Neumann, der sich in der Bürgerbewegung engagiert. Er betrachtet sich nicht als Gegner der Wirtschaft, kritisiert aber, dass manche Argumente seiner Ansicht nach nicht überzeugen: Versprochene Einnahmen durch Gewerbesteuern sieht er nicht. Schließlich würde der Betreiber erst einmal Millionen investieren. Mit Überschüssen und Steuereinnahmen sei dadurch erst in späteren Jahren zu rechnen, tippt Neumann. Jung hält dagegen: Wenn die Grube Rieder schließt, würden 26 Arbeitsplätze vernichtet, die durch die neue Grube gesichert werden könnten. Auch die Gegenseite verweist auf Arbeitsplätze, nämlich die der Tourismusbranche. Ballenstedt erhält noch diesen Monat das Zertifikat als anerkannter Erholungsort, in den Harz reisen viele wegen der Natur. Hier sieht auch der Harzgerodaer Ortsbürgermeister Horst Schöne (parteilos) ein Problem. Denn in der neuen Grube müsste mindestens einmal pro Woche mit Detonationen gerechnet werden - Grauwacke wird so vom Stein getrennt -, Staubentwicklung wäre nicht zu vermeiden und für Jahrzehnte befinde sich unübersehbar eine Gesteinsgrube im Laubwald. Und schließlich erntet auch der Transportweg Kritik: In der neuen Grube soll die Harzer Grauwacke nämlich nur abgebaut werden - zur Verarbeitung wird sie in die alte Grube geschafft. Das wären Luftlinie 3,5 Kilometer durch den Laubwald und würde ein Natur- und Vogelschutzgebiet tangieren. Das Unternehmen plant derzeit, ein Förderband für den direkten Weg aufzubauen. Das Millionen-Projekt wurde zwar bereits vorgestellt, spielt aber beim bevorstehenden Verfahren um die Abbaugenehmigung noch keine Rolle. Das Planfeststellungsverfahren für den Steinbruch beginne erst, versucht Jung zusätzlich zu beruhigen. Doch Neumann schüttelt den Kopf: Die verstreichende Zeit arbeite gegen die Anwohner: "Je mehr investiert wird, desto schwieriger ist es, an der Entscheidung etwas zu ändern."
Posted on: Wed, 28 Aug 2013 06:31:07 +0000

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