DASKONZERT Als wir im Theater ankamen, war ich schon - TopicsExpress



          

DASKONZERT Als wir im Theater ankamen, war ich schon ziemlichvoll. Dutzende Schaudurstige drängten vor der Kasse. Wir waren schlau gewesen, Karten per Internet gebucht, wir brauchten sie nur noch abzuholen, und Schlange stehen. Einer sagte: “Stell Dich nicht so an.” Endlich drin. Zuerst hab´ich alle Projekte und Broschüren eingesteckt, dann gings sofort zur Theke. Erstmal zwei Bier, eins für Jupp, und eins für mich. Jupp hat bezahlt, auch den Eintritt. Nobel, der alte Juppant. Dann klingelte es auch schon. Alle holten sofort ihre Handys raus. Fehlalarm. War die Pausenglocke. Pausenglocke? Hab´ich was verpasst? “Ne” beruhigte mich Jupp. “Alles klar, es fängt erst an.” Puh, ich dachte schon.... Ex und Hopp, weg war der Hopf. Dann rein, Plätze suchen. Wir saßen hintereinander. Oho.... Obwohl alle Plätze gleich viel kosteten, mußte man genau da sitzen, wo die Nummer draufstand. Ein finster blickender OrdnerRocker, kontrollierte ganz genau, und wenn einer falsch saß, oha....aber saßen alle. Es war ein Geraunze und Gestammel. Alle rückten noch ihre Brillen zurecht, Hörgeräte aus. Kann losgehen. Ich saß genau neben der riesigen Orgel, genau vor den riesigdicken Basspfeifen. Es begann mit einem langweiligen Orgelstück. Aber der Wind, der aus den Basspfeifen kam, föhnte schön meine Haare, die vom Regen noch ganz nass waren. Wenn ich mir das nächste Mal die Haare wasche komme ich wieder hierher, egal was es kostet, und wer spielt. Bevor es endlich richtig losgeht, musste der Ansager ran: “Sehr verehrte Damen und Herren, wir möchten Sie bitten, keine Fotos von den Künstlern zu machen, weil es sie irritiert.” Dann kamen sie. Ein Blitzgewitter ging ab. Nur durch die Knüppel der SaalordnerRocker, waren die Leute zu stoppen, und es hagelte blaue Augen. Als der Ansager weiter sprach, sah man seine blutige Nase. Er hatte auch blitzschnell Fotos gemacht. “Und hier, aus Japan, Hiroma, Flügel und Keyboards, aus New York, Jackson, Bass, aus London am Schlagzeug, Simon Philips.” Der kriegte am meisten Applaus, weil er das größte Instrument hatte. `N Arsch voll Trommeln und Bleche. Ungerecht das. Dann kamen die magischen Zahlen 1234, ohne geht´s wohl nicht. Wie beim Countdown im Wettrennen. Zack, Fehlstart, Jackson. Nochmal jetzt auf englisch one two three four, Rumms, Fehlstart, wieder Jackson. Oho, jetzt wird´s ernst. Disqulifizierung droht. Noch eine Chance. 1234. Ja, jetzt hat´s geklappt. Pu, ohne Jackson, das wäre kriminell geworden. Wer soll denn dann in der Offensive spielen. Allgemeine Erleichterung. Nur die Ersatzspieler, die schon erregt aufgesprungen waren, setzten sich enttäuscht, aber unglücklich wieder hin. Ja, die Musik war spitze, nur der Gesang war etwas schwach ungeleuchtet. Und dann die Zuschauer, immer wenn es etwas ruhiger wurde auf der Bühne, schrien die und klatschten, als wenn sie die Ruhe nicht ertragen könnten. Links hinter mir stand einer, der schrie so laut, dass wenn ich nicht schon Tritonus gehabt hätte, jetzt geheilt wäre. Dann war´s vorbei, dachte ich. Endlich, ich musste nämlich schon die ganze Zeit pinseln, traute mich aber nicht, mich durch die ganze Meute zu drängeln. Die hätten ja für mich aufstehen müssen, und die Band hätte Pause gemacht, bis ich wieder da war. Also blieb ich mit frisch gepressten Knien sitzen. Um mich herum wurde es plötzlich sehr unruhig. Die mussten wohl alle. Auch die Japanistin, zappelte nervös hinter ihrem Flügel herum. Alle schrien: Zugabe und son Mist. Dann mussten die weiterspielen. Danach war nur noch Hiroma auf der Bühne und spielte mit letzter Kraft ein trauriges Lied. Die andern beiden hatten sich unauffällig zum pinseln verpiepelt. Armes Mädchen. Vielleicht gab´s da auch nur Herrentoiletten. Dann reichte es mir. Ich stand auf und fing an zu drängeln. Einer stand schon, und ich dachte, wohl zu laut: “Knallkopp”, worauf der einfach stehen blieb. Ich vorbei, stand eine Dame, “Bleibn se ruhig stehen, ich komm´gleich wieder. Auch sie glotzte nur blöd. “Nehmen se mich doch mit.” Sagte sie. “Geht nicht, ich muß auf´s Herrenklo, und gucken se mal, die spielen doch noch. Unverantwortlich.” Worauf sie sich glaub´ich in die Hose pinselte. Das war wie ein Kommando, Band blieb Band. Alles stürzte auf die Toilette. Da war jetzt natürlich das Gedrängel, und zittern, groß. “Lassen Sie mich durch, ich bin Pfarrer.” Geklappt, erleichtert erleichterte ich mich. Das war´s dann auch. Wir kippten noch schnell ne teuere Flasche Bier, damit es nicht gleich wieder klingelt. Ich komme wieder, aber nur wenn´s regnet. erwinelwin
Posted on: Fri, 25 Oct 2013 09:09:25 +0000

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