Elfenthal – Maite Itoiz & John Kelly An Ancient Story - TopicsExpress



          

Elfenthal – Maite Itoiz & John Kelly An Ancient Story (VÖ: 12.11.10 Screaming Banshee/Alive) Die neueste Produktion von ELFENTHAL heißt „An Ancient Story“, wobei ich zugegebenermaßen bis dato von dieser außergewöhnlich guten Formation noch gar nichts gehört hatte bis mich ihre neue CD erreichte. Im Jahre 2006 begann wohl die Erfolgsgeschichte von Elfenthal unter dem Namen der beiden Gründer Maite Itoiz und John Kelly. Ihr aufwändig produziertes Debütalbum „Tales from the Secret Forest“ landete auf Anhieb in den deutschen Charts. Was diese Band so außergewöhnlich gut macht ist vermutlich den musikalischen Vergangenheiten ihrer Gründer verschuldet, denn Maite ist eine renommierte Opernsängerin, Gitarristin, Komponistin und auch Produzentin. Hinter ihr liegen bereits zwei Karrieren als Sängerin und Gitarristin und Sie besaß das Privileg mit einigen der besten Opernsängern der Welt gesungen zu haben. John Kelly wiederum hat eine musikalische Karriere von über 30 Jahren hinter sich, einerseits mit seiner eigenen Band und andererseits mit seiner Familie zusammen, in deren Verlauf er mehr als 20 Millionen Alben verkauft hat und Stadiontourneen absolvierte. Elfenthal ist nun fern von jedem unerträglichen Kelly Family Geqüäke, sondern eine neoklassische Symphonic Rock Formation, die viele verschiedene musikalische Elemente einfließen läßt, andererseits mit diesem Album stark verankert ist in der alten Musik des Mittelalters bzw. der Renaissance. Oftmals fühlte ich mich stark an Estampie erinnert etwa, oder an das Projekt „Al Andaluz“ bzw. „Vocame“ - wunderschöne Melodien der Vergangenheit durch wuchtige chorale Gesänge, sanfte Duette und dissonante Harmonien erzeugt. So verwundert es mich keineswegs, dass man keinerlei „künstliche“ Instrumente auf diesem Album zugelassen hat, sondern Laute, Barockgitarre, Blockflöten, Drehleier und Percussion selbst einspielte. Einen sehr mystischen , reinen Einstieg in diese alten Geschichten bietet uns das erste Stück „Caritas abundat in omnia“ von Hildegard von Bingen, getragen von Maites weiblich gregorianischem Gesang. Es entsteht ein Zugang zu den Texten der Heilerin voller Mystik und Erhabenheit. Die Neuzeit ist für mich beim Anhören vergessen gewesen und vor dem inneren Auge erschienen die Ruinen einer alten Klosteranlage ganz wie von selbst. Mit etwas Suche im Internet fand ich auch eine deutsche Übersetzung des Textes bei dem es um die Reinheit der Liebe geht, dass diese alles überflutend ist und bis zu den höchsten Sternen reicht. Faszinierend für den Hörer erklingt dann plötzlich die Kraft und Stärke durch den einsetzenden Chorgesang des Albums im nächsten Stück „Cunti simus concanentes“. Dieser Text ist einer von insgesamt gerade zehn Liedern die erhalten geblieben sind aus dem Manuskript „Libre Vermell“ aus dem 14. Jahrhundert. An einem katalanischen Wallfahrtsort der Marienverehrung zu dieser Zeit aufbewahrt, befasst sich der Großteil der Stücke und Tänze mit der heiligen Maria, so auch dieses. Die männlich kräftige Stimme von John Kelly leitet dieses Stück ein, bevor sich die hellen Stimmen der weiblichen Sängerinnen seiner annehmen und fortan den Text fast „fließen“ lassen. Begleitet von Blockflöten, Barockgitarren und Percussioninstrumenten entsteht ein ungemein eingängiger Track. Den dritten Song bildet ein Madrigal von Claudio Monteverdi, realisiert als ungewöhnliches Duett. Madrigale sind mehrstimmige Vokalstücke, meist weltlichen Inhaltes, und bildeten eine der wichtigsten Gesangsformen der Renaissance und des Frühbarock. Gerade in Italien war diese Gattung im 16. und 17. Jahrhundert zuerst als mehrstimmige Chorkomposition und dann als instrumental begleitetes Sologesangsstück sehr beliebt. Während Maite ihr Soli voller Reinheit singt, bringt John hingegen seine ganz eigene eher schwermütige Note hinein und verleiht den Worten an Gewicht. Bizarr mutet die Geschichte des Pilgers in der folgenden Cantiga „Non e gran cousa“ an, denn getäuscht durch den Teufel auf dem Weg nach Santiago dell Compostella säbelt er sich kurzerhand sein „bestes Stück“ ab. Ob ihn diese schmerzhafte Tat nun Gott näher gebracht hat ist leider nicht überliefert, aber sein trauriges Schicksal wird mit dissonanten Harmonien und in archaischer Intonation vorgetragen. Entstammen tut dieser Text der größten Sammlung mittelalterlicher Lieder mit dem Titel „Cantigas de Santa Maria“ die der galizische König Alfonso X in den Jahren 1221 – 1284 für sich sammeln ließ. 37 dieser Lieder erzählen von den Wundern der heiligen Maria und 63 weitere von den Lehren und Marienfestlichkeiten. Für den König jedoch war diese Sammlung nicht nur eine Sammlung von Liedern und Wunderberichten, sondern vielmehr ein kulturelles Projekt von großer Bedeutung für die mittelalterliche Kunst, Musik und Literatur. Der instrumentale Titel „Canarios“ von Gaspar Sanz bringt das Können der Sängerin als Gitarristin gekonnt zur Geltung. Gaspar Sanz war ein spanischer Komponist und vor allem Gitarrist des Barocks. Er studierte Musik, Theologie, und Philosophie an der Universität in Salamanca. 1674 veröffentlichte er das erste bedeutende Lehrwerk für Barrockgitarre, welches etwa 90 Arrangements für spanische Tänze und italienische Melodien enthält. Maite Itoiz spielt diesen alten Tanz mit einer Energie die ich in andalusischen Klängen gern wiederfinde bei Flamencogitarristen wie etwa Paco de Lucia . Der Vergleich ist nicht so abwegig, denn Maites Erfahrung als Flamencogitarristin – sie ist eine der besten weiblichen Interpretinnen der Welt – ist deutlich hörbar. Das „Wiegenlied“ „Nino dios de Amor Herido“ gilt als ganz besonderes Stück von Francisco Guerrero, dem größten Komponisten Spaniens geistlicher Musik der Renaissance. Elfenthal arrangierten das Villancico – im 13. Jahrhundert gesungene allgemeine Lieder die zu bestimmten Festen gesungen wurden, für eine eher unübliche Kombination von weiblichem Chor und männlichem Solo. John singt hier sein Solopart auf eine sanfte und weiche Art, die dem Thema des Stückes – der Herrlichkeit des neugeborenen Kindes - wie ich finde sehr gerecht wird. Die zweite Cantiga des Albums bildet „A que por muy gran fremosura“ und gilt als eine der schönsten aus dem Buch von Alfonso X. Elfenthal betont in einem elegant wirkenden Arrangement besonders die männlichen Solopassagen. Ein puristischer Renaissance Chor bildet den Gegensatz mit dem Stück „O magnum mysterium“ des Texters Ludovico da Victoria (1540 – 1611) und für den Hörer scheinen fast die Kompositionen wie von zwei unterschiedlichen Ensembles zu stammen. Den Text kann man als Huldigung des Heilands in der Krippe betrachten und der Mutter Maria die uns den Herrn gebracht hat. Von der Schlichtheit erinnert es stark an das Eingangsstück des Albums von Hildegard von Bingen. Der Text „Si habra en este Baldres“ scheint etwas anzüglich zu sein, soweit ich es verstanden habe, denn leider finden sich im Internet nur Bruchstücke – zumindest geht es um Gehörnte Männer und Huren denen die Haut abgezogen werden soll für einen eleganten Mantel. Na wenn mir da noch einer erzählt, die alten Spanier hätten keine Ideen lach Heiter und beschwingt singt Maite diesen Text und macht ihn umso ironischer, obwohl er ja eigentlich von recht schmerzhaften Methoden spricht. Nimmt man das Hörerlebnis der sechzehn Stücke als Gesamtes ist ein Album entstanden, dass ich schlichtweg als gelungene Kunst bezeichnen würde, wunderbar filigran und kraftvoll zugleich und würde Elfenthal selbst, als die bislang erfolgversprechendste Neuentdeckung im Bereich mittelalterlicher Musik im Jahre 2010 bezeichnen. Schon jetzt freue ich mich auf das Jahr 2011 wo beide auf Tour gehen werden und die Stücke auch live zum Leben erwecken! (maximilian nitzschke)
Posted on: Wed, 14 Aug 2013 09:35:45 +0000

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