Ich würde gern eine Frage zur Diskussion stellen, die Karsten - TopicsExpress



          

Ich würde gern eine Frage zur Diskussion stellen, die Karsten Klöpper aufgeworfen hat. Es geht um das Problem, inwieweit Verhaltenssteuerung durch sogenannte Opt-out-Systeme zulässig sein soll, bzw. im weiteren Sinn um die Frage, ob flächendeckende Überwachung (die ja schon längst stattfindet und nun z.B. durch das PRISM-Programm wieder einmal für ein paar Tage ins Bewusstsein der Medienöffentlichkeit geholt wird) nicht automatisch zu einem Verdächtig-Werden von Menschen führt, die versuchen, sich der Überwachung zu entziehen bzw einfach nicht an der allgemeinen Kommunikation teilnehmen, also ein "Opt-out" aus der Informationsgesellschaft wählen. Drastisch zugespitzt: Wird es irgendwann reichen, kein Smartphone zu besitzen, um auf eine schwarze Liste zu kommen? Wie sehr ihr das? Berechtigte Sorge oder Hysterie? Hier die Frage von Karsten: ............................................................ "Wir sollten zusehen, dass die Leute sich bei Dingen, die wir für sozial erwünscht halten, förmlich dagegen entscheiden müssten (falls sie sie nicht wünschen), und bei Dingen, die wir für sozial unerwünscht halten, förmlich dafür (falls sie sie dennoch wünschen). Die angeborene Trägheit werde dann den Rest besorgen.“ So soll sich der Nobelpreisträger Kahnemann geäußert haben. „Opt-In“ bei „unerwünschten“ Dingen, „Opt-Out“, wenn man Dinge nicht möchte, aber „die Masse“ diese als „erwünscht" sieht. Wer die Masse ist, ist dabei wohl die erste Frage. Die Regierung? Die Gesellschaft? Die Mehrheit? Der Staat? Bereits Mill hat beschrieben, dass auch „gesellschaftliche Kontrolle“ die Freiheit des Einzelnen mindestens in gleichem Maße bedrohen könnte, wie es der Staat kann. Aktuell hat dann Eric Schmidt, Aufsichtsratschef bei Google, in seinem neuen Buch die Frage gestellt, „ob Staaten erlauben und Unternehmen akzeptieren können, dass sich Bürger der digitalen Kommunikation verweigern". Er sagt „Listen“ voraus (ohne mit ihnen zu sympathisieren!), durch welche diejenigen, die nicht mitmachen und das Opt-out wählen, gerade verdächtig werden. „Opt out“ aus digitaler Kommunikation, unabhängig von den persönlichen Gründen, wird somit zum Verdacht, der zu intensiverer Beobachtung führt? Denn jemand, der nicht digital kommuniziert und somit leicht scanbar wird, verbirgt etwas und das wäre dann nach Definition schon bewusste Opposition zum erwünschten Verhalten und Opposition zum System (Vgl. „die Methode“ bei Juli Zeh). Die Forschung des Soziologen Prof. Dr. Helbig vertritt den Standpunkt, dass bei ausreichender leicht verwertbarer (also digitaler Daten, die mit entsprechenden Algorithmen zum Filtern arbeiten können) Datenbasis das Verhalten der Masse kalkulierbar sei und somit politische Umbrüche, z.B. in Diktaturen im Voraus erkennbar seien. Wenn nun „Nichtproduktion von Daten“ ein „Opt out“ wird und auf der anderen Seite bei ausreichender Datenmenge die „Masse“ hoch kalkulierbar wird, wird automatisch die Abweichung eines einzelnen oder einzelner Gruppen von dieser Kalkulation bzw. einer tolerierbaren Abweichung zum Verdacht. Da nicht nur „Prism“ und 850.000 Mitarbeiter z.b. bei der NSA Daten „scannen“, sondern auch die EU z.B.. im Rahmen von „Indect“ solche Methoden forciert, um „die Masse“ kalkulierbar zu machen, um „abweichendes“ oder „abnormes“ Verhalten als Verdacht zu erkennen, kann dann eine Art Diktatur selbst innerhalb einer Demokratie entstehen? Fehlt dann nur noch das zentrale Element, das „verhindert“ bzw. „bekämpft“ werden muss, um die bisherigen Freiheiten immer weiter einzuschränken (Terrorverhinderung vielleicht)? Wie weit sind wir bereits auf diesem Weg, obwohl wir „frei“ unsere Vertreter wählen können?
Posted on: Sat, 22 Jun 2013 20:46:12 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015