KEIN BEIPACKZETTEL FÜRS LEBEN (Auszug aus dem Buch, an dem ich - TopicsExpress



          

KEIN BEIPACKZETTEL FÜRS LEBEN (Auszug aus dem Buch, an dem ich schreibe) Bevor ich gezeugt wurde, war ich woanders. Ich könnte behaupten, ich sei gegen meinen Willen gezeugt worden, aber das ist Unsinn. Mir ging es zwar gut, dort wo ich war, und fühlte mich geborgen und zu Hause, doch da war dieses biestige Drängen in meiner nackten Seele. Und so war klar, dass ich an diesem ruhigen und entspannenden Ort nicht lange würde bleiben, wo immer er sich auch befand, irgendwo im Niemandsland, Nirwana, Abrahams Schoss, in einem kosmischen Samadhi-Tank, vielleicht auch nur hinter dem Schleier der Maya. Nichts Gewisses weiß man bekanntlich nicht, aber sicher ist zumindest, dass es kein Ort ist, sondern ein Zustand, denn man ist ja bekanntlich körperlos, wie gesagt nichts als nackte Seele, und so viel ich bis jetzt erfahren habe, können wir uns an Orten nur in Körperkleidern aufhalten. Dummerweise vergaß ich - wie so oft beim Einkaufen die Einkaufsliste - den Beipackzettel fürs nächste Leben. Aber was rege ich mich auf, findet der Übergang von einer Ebene in die andere ja sowieso ohne Hose und Handtasche statt. Wo hätte ich ihn also hinstecken sollen? Um im Sandkasten des Lebens unbeschwert herumspielen und unbelastet neue Erfahrungen sammeln zu können, dürfen Beipack- oder sogenannte Spickzettel gar nicht mitgenommen werden. Obwohl die Seele natürlich schon Erlebtes konserviert und von einem Ort zum nächsten mitschleppt. Nur ist der Zugriff darauf etwas schwierig. Nicht dass er nicht möglich wäre, der Zugriff, nein ganz im Gegenteil, denn das Gespeicherte wirkt ja ganz massiv aufs Verhalten ein und formt bekanntlich sogar auf die Umstände, in die man hinein geboren wird. Nur, wenn man den direkten Zugriff haben will, wird es schwierig. Den gibt es einfach nicht. Es geht nur um sieben Ecken, verschlungen, indirekt, übers Gefühl, über Ahnungen und Eingebungen und die Intuition, und sich zu irren und etwas vorzumachen ist dabei ganz natürlich. Sei es drum. Offenbar ziert sich die Seele und gibt das Gespeicherte nur unter bestimmten Bedingungen frei. Es sei denn… ach ja, da ist ja noch der Feenstaub des Vergessens. Wer streut den? Das Sandmännchen? Doch die Seele? Also, wenn ich erst einmal anfange zu fragen, dann führt das ins Uferlose.
Posted on: Tue, 02 Jul 2013 05:36:25 +0000

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