Neckarsulmer Sport-Union: DFB-Pokal über Umwege Dieser Samstag - TopicsExpress



          

Neckarsulmer Sport-Union: DFB-Pokal über Umwege Dieser Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) wird das absolute Highlight in der Geschichte der Fußballabteilung der Neckarsulmer Sport-Union. Dann empfängt der baden-württembergische Sechstligist in der ersten Runde des DFB-Pokals den Zweitliga-Titelanwärter 1. FC Kaiserslautern. Die Sport-Union ist der einzige Verbandsligist, der sich in dieser Saison für den DFB-Pokal qualifiziert hat, was umso bemerkenswerter ist, da Neckarsulm erst Ende der vergangenen Saison von der Landesliga in die Verbandsliga aufgestiegen ist und vorher noch siebtklassig kickte. Zugegeben, zur Pokalteilnahme brauchte der Klub aus der Gegend um Heilbronn auch etwas Glück. Denn im Finale um den Verbandspokal, dessen Gewinn gleichbedeutend mit der DFB-Pokalteilnahme gewesen wäre, verlor Neckarsulm gegen den Drittligisten 1. FC Heidenheim mit 1:3. Pokal trotz Finalniederlage Stattdessen qualifizierte sich die NSU über Umwege: weil Zweitligist Dynamo Dresden für den kommenden Pokalwettbwerb gesperrt ist und die drei größten Landesverbände Bayern, Niedersachsen und Westfalen schon zwei Amateurvereine ins Rennen schicken, war der Landesverband Baden-Württemberg als viertgrößter Verband nun berechtigt, ebenfalls einen zweiten Klub in den Wettbewerb zu entsenden: die Neckarsulmer Sport-Union. Dabei ist es für die Fußballer in Neckarsulm ziemlich ungewöhnlich, so im Rampenlicht zu stehen. Denn die Sport-Union ist, wie der Name schon vermuten lässt, kein reiner Fußballverein. 15 Abteilungen und 4000 Mitglieder hat die Union, im Frauen-Handball und Frauen-Tischtennis ist man ebenso Zweitligist wie im Rugby. "Trotzdem ist der Fußball sehr wichtig für uns", sagt der 1. Vorstand Rolf Härdtner. "Schließlich wird man als Sportverein von vielen Menschen über Fußball definiert." Viele Abgänge in der Jugend Und mit Fußball hat man es grundsätzlich schwer in der Region rund um Heilbronn. "Nach dem Aufstieg in die Verbandsliga sind wir der am höchsten spielende Verein in dieser Region," stellt Härdtner fest. "Fußball kostet nämlich viel Geld, doch wir haben hier keine großen Sponsoren." Und das obwohl durchaus einige namhafte Unternehmen in Neckarsulm und Umgebung angesiedelt sind. Doch die investieren ihre Sponsoringbudgets lieber anderswo, sehr zum Frust der Sport-Union. Unter den aktuellen Voraussetzungen ist vielleicht die Verbandsliga, sicher aber die Oberliga, das Ende der realistischen Ambitionen der Sport-Union. Die musste ihre Nische im Fußballgeschäft ohnehin erst einmal finden, zum Beispiel in guter Jugendarbeit. Die hat aber auch ihre Tücken, wie Härdtner zu berichten weiß: "Wir haben eigentlich eine relativ gute Jugendarbeit. Aber wenn ein C-Jugendlicher dann mal einigermaßen einen Pass geradeaus spielen kann, meint er oft, er müsse gleich zum VfB Stuttgart oder nach Hoffenheim wechseln." "Das ist ziemlich stressig" Trotz aller Widrigkeiten: aktuell schwimmt die NSU auf einer Erfolgswelle. Der Aufstieg beschert dem Klub die höchste Ligenzugehörigkeit der Vereinsgeschichte. Das ist vor allem ein Verdienst des sportlichen Leiters Marco Merz und des Trainers Timo Böttjer. Böttjer hat als Spieler 193 Ober- und Regionalligaspiele für Sandhausen, Hoffenheim und Elversberg bestritten. Allerdings stammt er aus der Jugend des SC Freiburg, wo er unter Volker Finke zwar ein Jahr zum Profikader gehörte, aber nie zu einem Bundesligaeinsatz kam. Und weil Böttjer 2008 realisierte, dass die Spielerkarriere nicht genug für ein sorgenfreies Leben nach der Karriere abwerfen würde, entschied er sich für einen Job im Einkauf beim badischen Softwaregiganten SAP und eine Nebenbeschäftigung als Spieler und Co-Trainer bei der Sport-Union. Als der damalige Cheftrainer allerdings nach sieben Niederlagen in Folge die Flinte ins Korn warf, wurde Co-Trainer Böttjer plötzlich Cheftrainer. Weil das ungeplante Experiment gut lief, steht der Erfolgstrainer nun schon vor seiner vierten Saison in Neckarsulm. Und das, obwohl die Doppelbelastung Beruf/Trainerjob nicht ohne ist: "Das ist schon ziemlich stressig," stellt Böttjer fest. "Ich mache es eigentlich nur deshalb, weil der Verein und die Jungs voll mitziehen." Geprägt von Streich und Flick Vieles von dem, was Böttjer in seiner aktiven Zeit gelernt hat, versucht er jetzt, seinen Jungs zu vermitteln. Zwei Trainer haben ihn besonders geprägt. Zum einen sein Freiburger Jugendtrainer Christian Streich, "weil der einfach jeden Tag rund um die Uhr Fußball lebt." Und zum anderen Assistenz-Bundestrainer Hansi Flick, unter dem Böttjer vier Jahre lang in Hoffenheim spielte. "Diese Erfahrungen helfen mir jetzt ungemein, da nehme ich viel in die Arbeit mit meiner Mannschaft mit." Bei solchen Einflüssen ist es kaum verwunderlich, dass Böttjers Mannschaft nicht für Kick and Rush-Fußball alter englischer Schule bekannt ist. "Im Ligabetrieb wollen wir von hinten heraus spielen, mit hoch stehenden Außenverteidigern und klaren Pässen ins Mittelfeld." Also das spielen, was man modernen Fußball nennt. Böttjer ist Überzeugungstäter: "Jede Mannschaft, die anders spielt, wird langfristig keinen Erfolg haben." Dazu passt auch, dass der Trainer in den Übungseinheiten grundsätzlich alles mit Ball machen lässt. Reines Lauf- und Konditionstraining gibt es nicht, der Ball ist immer mit dabei. Das kommt gut an bei den Spielern der Sport-Union, von denen der älteste 27 Jahre alt ist und der Löwenanteil der Akteure zwischen 18 und 25. Der Trainer sagt: "Ich arbeite gerne mit jungen, talentierten und motivierten Spielern zusammen, denen kann ich viel mitgeben. Und wenn es funktioniert, dann macht die Arbeit richtig Spaß." Kein Umzug ins "Ausland" Und so (und mit ein bisschen Glück wegen der Dresdner Sperre) kommt es nun im Heilbronner Frankenstadion zum Pokalkracher gegen den FCK. Zugegeben, Lautern ist nicht der FC Bayern, Dortmund oder Schalke, aber die Neckarsulmer sind mit ihrem Los voll zufrieden. Rolf Härdtner stellt fest: "Bei einem richtig großen Gegner hätten wir nach Hoffenheim umziehen müssen. Für uns Württemberger ist das ja schon fast Ausland." So reicht ein Umzug ins nahegelegene Heilbronn, wo die Sport-Union auf 10.000 oder mehr Fans hofft, nicht zuletzt, weil Kaiserslautern nur 140 Kilometer entfernt liegt. "Die haben hier in der Region sogar drei Fanclubs", stellte der 1. Vorsitzende, der für das Pokalspiel extra früher aus dem Urlaub heimkehrt, fest. "Man sollte ihnen Respekt zollen" Der Trainer macht sich über die Ausgangslage keine Illusionen: "Natürlich sind wir nicht so vermessen, zu glauben, dass wir den FCK schlagen. Aber die Jungs haben sich das hart erarbeitet, die meisten werden so ein Highlight in ihrer Spielerkarriere nicht mehr erleben." Und deshalb hofft der Coach, dass der Fokus ganz auf seinen Jungs liegt: "Man sollte ihnen Respekt zollen, für das was sie erreicht haben und sie auch mal namentlich erwähnen." Okay, machen wir gerne. Das hier ist die Mannschaft, die mit einem 2:0 gegen Schwaikheim den Landesliga-Meistertitel klarmachte: Marcel Susser, Enzo Romano, Christian Schaaf, Olli Köhler (66., Burak Mucan), Sandro Reinecke, Steven Neupert (17., Dimi Gerlach), Jörn Pribyl (71., Flo Grunwald), Marcel Oechsner, Ouadie Barini, Engin Olgun, Sinan Andic. DFB.de "kai"
Posted on: Sat, 03 Aug 2013 12:56:17 +0000

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