Progressive Muskelentspannung nach Jacobson für - TopicsExpress



          

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson für Kinder ----------------------------------------------------------------------- Wir empfehlen die PMR für Kindern ab 10 - 11 Jahren. Heute bekamen wir die Anfrage, ob man sie auch mit jüngeren Kindern durchführen könne, weil ein Arzt sie für ein 7-jähriges Kind empfohlen hat. Hier sind die Ausführungen von Doris zu dieser Frage: Übungen zur progressiven Muskelentspannung können grundsätzlich auch mit Erstklässlern durchgeführt werden. Da Kinder in diesem Alter jedoch noch nicht so gut begreifen, was da eigentlich von ihnen verlangt wird, wozu sie diese Übungen machen sollen und sie ja auch noch nicht darin geübt sind, einzelne Muskelgruppen zu identifizieren, müssen die Anleitungen ganz speziell gestaltet werden – eine klassische Progressive Muskelentspannung nach Jacobson ist mit Kindern in diesem Alter noch nicht durchzuführen. Weder wäre sie Erfolg versprechend, noch hätten die Kinder dabei Freude. Man kann jedoch durchaus einzelne Übungen spielerisch in Entspannungsgeschichten oder in den Sportunterricht einbauen. Dann sprechen wir hier jedoch nicht mehr von PMR im eigentlichen Sinne, sondern von Entspannungsübungen bzw. Phantasiereisen mit Elementen der progressiven Muskelentspannung. Bei entsprechenden Phantasiegeschichten sollte darauf geachtet werden, dass weniger die kognitive Ebene, sondern verstärkt die Ebene der Körperempfindungen und Emotionen angesprochen wird. Die Kinder sollen ja angeregt werden, mehr in ihrem Körper anzukommen, ihn besser zu verstehen und vertraut mit seinen Reaktionen zu werden. Mit sechs- bis siebenjährigen Kindern zu arbeiten, erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Viele Anleitungen berücksichtigen nicht, dass es sich bei der PMR um ein aktives Entspannungsverfahren handelt. Die stimmlichen Anleitungen spiegeln diese Dynamik häufig nicht wider, sondern sind hypnotisch-einschläfernd. Viel hilft viel, denken manche und untermalen die Anleitungen zusätzlich mit sanfter Entspannungsmusik. Die Folge davon ist eine Doppelbotschaft für das Gehirn. Die eine Botschaft vermittelt: Arbeite aktiv und kräftig mit deinen Muskeln, während die andere Botschaft einflüstert: Entspanne dich.... Entspannung muss bei der PMR nicht suggeriert werden, denn sie ist der angestrebte Effekt der Übungen, der durch das abrupte Lösen zuvor angespannter Muskeln von selbst eintritt. Statt zusätzliche akustische Sinnesreize vermittelt zu bekommen, sollte das Kind angeregt werden, die im Körper von selbst auftretende Entspannung zu erfühlen. Der Prozess der Entspannung sollte sozusagen intrinsisch erfolgen und nicht von außen induziert werden. Will man von außen Entspannung suggerieren, sollte man mit Autogenem Training oder Phantasiereisen arbeiten. Der Einsatz von Hintergrundmusik ist noch aus einem anderen Grund problematisch: Jacobson wollte ein Verfahren, das Menschen unabhängig von irgendwelchen Hilfsmitteln durchführen können – also letztendlich auch ohne Anleitenden, ohne CDs und ohne Entspannungsmusik. Werden die Kinder erst einmal auf die musikalische Hintergrundtönung konditioniert, fällt es ihnen später schwer, die Übungen für sich selbst durchzuführen, weil sie ständig das Gefühl haben, sich nicht wirklich entspannen zu können, weil die Musik fehlt. In einer ohnehin reizüberfluteten Welt sollten wir die Kinder nicht auch noch in Übungen wie der PMR mit Hintergrundtönungen beschallen. Viel hilft eben nicht immer viel :o) Im Gegenteil: Bei Kindern ist weniger meistens mehr. Es gibt einiges an Literatur zum Thema. Man sollte sich beim Kauf von Büchern und/oder CDs von diesen Ausführungen hier leiten lassen. An dieser Stelle zumindest ein Tipp: Handbuch der Progressiven Muskelentspannung für Kinder vom Claudia Reeker-Lange et. al. Was die Rolle der Eltern betrifft, empfehlen wir ebenfalls ein sensibles Vorgehen. Wir haben oft erlebt, dass Kinder stigmatisiert wurden. Man konnte ihnen direkt ansehen, wie sehr ihnen das Gefühl vermittelt wurde, falsch zu sein. Denn die meisten Eltern oder Ärzte, die wollen, dass ihre Kinder PMR erlernen, sind der Auffassung, dass die Kinder sich nicht der Norm entsprechend verhalten, nicht in Ordnung sind, wie sie sind, dass sie inakzeptables Verhalten an den Tag legen und einer Korrektur bedürfen. Für Kinder ist das natürlich eine denkbar schlechte Voraussetzung, sich freudevoll und experimentierfreudig auf die Übungen einzulassen. Da nach unserer Erfahrung die Eltern fast ausnahmslos Teil der Probleme ihrer Kinder (wenn nicht gar die Ursache!) sind, empfehlen wir, die Maßnahme – wie zum Beispiel einen Kurs – gemeinsam durchzuführen. Es könnte auch toll sein, das Ganze zu einem Familienprojekt zu machen und die Erfahrungen, das tägliche Üben und den Spaß an der Sache miteinander zu teilen. Wir halten es für ausgesprochen kontraproduktiv (und ehrlich gesagt auch in höchstem Maße emotional verletzend) das Kind, zu seinem Kurs zu karren, es hinterher dort wieder einzusammeln – und am besten noch über den Kopf des Kindes hinweg einige Worte mit dem Therapeuten über das Verhalten des Kindes im Kurs zu wechseln. Werden all diese Aspekte berücksichtigt, kann die Methode der Progressiven Muskelentspannung ein erfolgreiches und für das Kind überaus wert- und freudevolles Erlebnis sein. ------------------------------------------------------ Seminarleiter für Entspannungsverfahren, Stressbewältigung und Achtsamkeit werden: fachausbildung-stressbewaeltigung-achtsamkeit.de
Posted on: Wed, 30 Oct 2013 09:21:02 +0000

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